#BionicManDiary, Eintrag 005: 10 Antworten auf die Frage „Für was ist der Biochip gut?“

Immer wieder höre ich die Frage „Wenn Du einmal beschlossen hast, ein Cyborg zu werden, wie ändert sich dann dein Leben?” Heute möchte ich 10 Antworten auf diese und ähnliche Fragen geben.

Seit der Injektion des Biochips wird mir immer wieder die gleiche, fast schon shakespearianische Frage, gestellt: „Wenn Du einmal beschlossen hast, ein Cyborg zu werden, wie ändert sich dann dein Leben? Warum modernisiert man sich selbst?“

Ich könnte heute auf 1.001 verschiedene Arten antworten und die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten, die ich seit dem Start des Experiments ausprobieren konnte, steigt buchstäblich von Tag zu Tag. Lassen Sie mich daher die realistischsten und sinnvollsten beschreiben.

01. Jedes Schloss ohne Berührung öffnen

Vor einigen Jahren war ich auf einer Veranstaltung für IT-Ingenieure, wo ich in vollem Ernst über die Möglichkeit sprach, Türschlüssel in ihrer aktuellen Form komplett loszuwerden.

Nach Bezahlung einer Unterkunft könnte der Kunde mit seinem Bluetooth/NFC-fähigen Smartphone einfach zur Tür gehen und diese öffnen.

Um die Diskussion stärker anzufachen, wettete ich eine Flasche Cognac (man sollte sein Publikum kennen, ha!), dass die HoReCa-Branche die erste sein wird, die dieser rudimentären Sicherheitsmethode auf Wiedersehen sagen wird: Ich sprach vor allem von Hotels, die bei der Online-Buchung von Zimmern über Services wie Booking.com einzigartige, temporäre elektronische Schlüssel auf den Smartphones der Gäste generieren könnten.

Nach Bezahlung einer Unterkunft könnte der Kunde mit seinem Bluetooth/NFC-fähigen Smartphone einfach zur Tür gehen und diese öffnen. Die Rezeption, die in diesem Prozess als Mittelsmann fungiert, könnte dabei außen vor bleiben, was die Infrastrukturkosten für Hotelbetreiber senken würde.

Ganz zu schweigen von den Vorteilen für AirBnB-Nutzer, die die Schlüsselübergabe zu den nervigsten Dingen zählen.

Einige meiner Zuhörer lachten darüber und nannten die Vorstellung absoluten Unsinn. Der andere Teil hoffte auf eine Flasche Cognac und gab zu, dass dieses Szenario in weit entfernter Zukunft (in 20 oder 30 Jahren) denkbar sein könnte. Und mir scheint, es war noch eine dritte Gruppe unter den Zuhörern, die das Ganze ernst nahm. Ich habe übrigens erst kürzlich eine entsprechende Nachricht vom Starwood-Hotels-Kundenservice erhalten:

Ich kann also nun behaupten, dass folgendes passiert ist: Ich, der erste berufliche Cyborg der Welt, habe mich heute morgen selbst in die Vergangenheit geschickt, um John Connor, einen angeblichen Anführer des Anti-Maschinen-Widerstands zu retten und die Apocalypse aufzuhalten die heutige Wirklichkeit einer Gruppe von Entwicklern vorherzusagen. Diese Zukunft ist eine, in der man durch einen Biochip in der Hand keinen „echten“ oder „Hardware“-Schlüssel mehr braucht. Ein Biochip kann Zugangsberechtigungen für jedes Schloss bekommen und speichern, egal ob für ein Hotelzimmer, ein Haus, eine Garage oder ein Auto.

02. Ersatz für Führerschein und Ausweis

Was genau ist ein Führerschein? Ein stabiles Stück Plastik mit Foto des Besitzers und Hologrammen. Zudem stehen der Name, das Geburtsdatum, eine einzigartige Nummer und die Fahrzeugkategorien darauf.

Viele Behörden haben ihre Hoffnung schon lange aufgegeben, dass solche Führerscheine und Marken nicht gefälscht werden können (und kein Hologramm würde im Grunde davor schützen). Deshalb gleicht die Polizei bei einer Verkehrskontrolle den Führerschein und den Fahrzeugschein mit ihrer Datenbank ab, um herauszufinden, ob das Stück Plastik überhaupt echt ist (und ob der Fahrer ein netter Kerl ist).

Wie würde das mit einem Biochip ablaufen? Der Polizist hält mir das Lesegerät hin, ich berühre es mit meiner Hand – und das war’s schon. Der Polizist braucht kein Stück Plastik zu sehen, er verarbeitet die Information: Mit der Führerscheinnummer kann er den entsprechenden Eintrag in der Datenbank finden und sieht, ob das Foto zu meinem Gesicht passt. Welches Ding diese Identitätsinformation enthält – ein Stück Plastik in der Geldbörse oder ein Stück Silikon unter der Haut –, wäre ihm egal.

Zudem bietet der Chip in diesem Bereich noch einige Vorteile: So sind die Informationen des Chips verschlüsselt und können nur von einem Polizisten im Dienst und mit Erlaubnis zum Auslesen und Entschlüsseln der Fahrerdaten verarbeitet werden. Und sobald seine Schicht endet, würde dies nicht mehr gelten.

03. Universelle Rabattkarte

Ich habe eine Freundin, die sehr einkaufssüchtig ist. Ihre Geldbörse hatte keinen Platz mehr für alle Rabattkarten, so dass sie nun eine zusätzliche Geldbörse nur für Rabattkarten herumtragen muss.

Warum will man noch mehr von diesen, nur begrenzt nutzbaren Plastikteilen? Man braucht schließlich nur die Kunden-ID, die auf dem Biochip gespeichert werden kann.

Viele Firmen schätzen treue Kunden und daher stecken sie viel Aufwand in Treueprogramme: Kunden, die häufig wiederkommen, erhalten bei jedem Einkauf ein Dankeschön. Doch da gibt es ein Problem: Zu viele Läden, denen ein einzelner Kunde gegenübersteht.

Warum will man noch mehr von diesen, nur begrenzt nutzbaren Plastikteilen? Das Konzept eines Rabattprogramms basiert schließlich auf einer einzigartigen Kunden-ID. Der Rest ist in der Datenbank des Ladens gespeichert.

Wenn diese Daten auf dem Biochip gespeichert sind, wird das alles viel einfacher: Man berührt das Lesegerät mit der Hand und bekommt seinen Rabatt, da das Kassensystem den Kunden sofort als Teilnehmer des Rabattprogramms erkennt.

04. Ein E-Wallet, das mit der Bankkarte verbunden ist

Tja, da ich Lesegeräte mit meiner Biochip-implantierten Hand berühren kann, warum sollte ich dann nicht auch direkt auf diese Art und Weise bezahlen? Die Nutzung von NFC (Near Field Communication – Nahfeldkommunikation) zur Zahlung ist bereits Realität.

Wenn alles gut funktioniert, werde ich in einem meiner #BionicManDiary-Vlogs zeigen können, wie ich mit dem Biochip bei Starbucks bezahle. Wenn ich damit erfolgreich bin, werde ich versuchen, all meine täglichen Finanzdinge mit dem Biochip zu regeln.

05. Patientenakten und Versicherungspolicen

Entgegen ihren Versprechungen, zahlen Versicherungen nicht gerne Geld für nichts aus. Das Versicherungsgeschäft ist ein Produkt komplizierter Wahrscheinlichkeitsrechnung, basierend auf dem möglichst vollständigen Zugriff der Versicherung auf die Gesundheitsdaten und Lebensumstände des Versicherten, die dann dafür verwendet werden, die Versicherungsbedingungen auszuhandeln.

Und genau deshalb verlangen Versicherungen oft sogar bei Hypothekenprogrammen eine komplette medizinische Untersuchung, um unprofitable Versicherungspolicen ausschließen zu können. Leider haben alle medizinischen Organisationen unterschiedliche Datenbanken und sogar in großen Gesundheitsbetrieben gehen Patientenakten manchmal verloren.

Das bringt natürlich keinem etwas – weder der Versicherung, noch dem Arzt oder dem Patienten. Ein Chip könnte daher als dauerhafter Speicher für Patientenakten dienen sowie Informationen zu kleineren Krankheiten, allen gekauften, verschriebenen und eingenommenen Medikamenten, Impfungen und Tests (etwa Bluttests oder Röntgenuntersuchungen) inklusive deren Ergebnisse enthalten.

Das würde dabei helfen, die Zahl falscher Diagnosen zu verringern, wenn ein Patient von einem neuen Arzt untersucht wird, und zudem die Versicherungskosten und die Kosten der medizinischen Behandlung senken, da viele der immer wieder durchgeführten Tests dann gar nicht notwendig wären. Und die Beantragung einer Versicherung wäre mit einer Berührung des Lesegeräts um ein Vielfaches einfacher.

06. oAuth für jeden Online-Dienst (Login per Biochip)

Ein Passwort ist an sich ein recht unmenschliches Ding: Eine regelmäßig veränderte Reihe von Buchstaben, Zahlen und Symbolen ist für einen Computer etwas ganz normales – so denkt er immerhin. Aber für Menschen ist es recht nervig, regelmäßig neue, einzigartige und komplizierte Passwörter für jeden genutzten Dienst zu erstellen und sich diese zu merken.

Viele große Firmen suchen daher nach Möglichkeiten, das „Passwort-Problem“ zu lösen: Sie wollen es entweder ganz loswerden oder zumindest den Login-Prozess für die Nutzer einfacher machen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass auch Sie schon die Möglichkeit, sich „per Facebook/Twitter/etc“ einzuloggen genutzt haben. Das ist immerhin recht praktisch.

Aber seit ich zu einem #BionicMan geworden bin, stelle ich fest, dass ich manchen Dingen gegenüber weniger tolerant geworden bin. Zum Beispiel habe ich keine große Lust, Informationen dazu zu teilen, welche Apps und Dienste ich verwende, und auch nicht, mit wem ich interagiere und wie oft ich Facebook oder einen anderen Service nutze.

Im Zeitalter des Internet der Dinge bringt mich die Ausbreitung solche Autorisierungsmöglichkeiten aber dazu, Facebook, Twitter und Google in mein Smart-Haus/-Auto und mein Privatleben zu lassen. Die Aufgabe, sich laufend sichere Passwörter für vernetzte Kühlschränke, Fernseher, Kaffeemaschinen und andere Haushaltsgeräte auszudenken und diese auch regelmäßig zu ändern, gleicht einer Sisyphosaufgabe, und niemand bei klarem Verstand macht so etwas gerne und freiwillig.

Mich ärgert, dass ich natürlich weiß, was Facebook/Twitter/Google/ an meinen Daten interessiert, mir dieses Interesse aber ein bisschen kontrovers vorkommt. Interessanterweise glauben all diese Firmen, dass die Bequemlichkeit beim Einloggen den unlimitierten Zugriff auf meine privaten Daten rechtfertigt.

Aber das ist nicht der Fall. Ich (und ich bin mir sicher, dass es vielen „vernetzten“ Menschen genau so geht) würde mich lieber „per Biochip“ einloggen und die Informationen, welchen Dienst ich nutze und wann ich auf meine privaten, verschlüsselten Daten zugreife, nicht weitergeben. Oder besser noch, diesen Schritt ganz überspringen und in das System, meine Mails und andere Apps direkt mit einer einfachen Berührung einloggen.

07. Das Internet der Dinge und die Einrichtung eines Smart Home

Stellen Sie sich vor, Ihr ganzer Haushalt wäre vernetzt, inklusive aller Schlösser, des Lichts, der Heizung, der Wasserhähne, der Kaffeemaschine, der Mikrowelle, des Katzenhalsbands und so weiter.

Und stellen Sie sich vor, in Ihrer Familie leben drei bis fünf Personen. Jeder hat seine eigenen Vorlieben der Smart-Home-Funktionen: Wie hell das Licht sein soll, wie hoch die Innentemperatur ist, welcher Kaffee gemacht wird oder welche Wassermarke über den Smart-Kühlschrank eingekauft wird.

Um das Leben in so einem Smart Home zu einem schönen Leben zu machen, muss Ihr Haus Sie laufend beobachten und sich an Ihre Bedürfnisse anpassen. Sobald zum Beispiel Klaus ins Zimmer kommt, wird das Licht eingeschaltet und iTunes spielt ein Guns’n’Roses-Album. Sobald er aus dem Zimmer in den Gang geht, wird die Musik über die Lautsprecher im Gang abgespielt und im Zimmer, in dem er gerade noch war, wird alles abgeschaltet.

Julia dagegen hätte den Raum lieber dunkler und würde lieber die Mondscheinsonate hören – über Google Play, da sie ein Android-Nutzer ist.

Mit einem Biochip ist genau das möglich. Die Menschen müssten nicht erst das Internet der Dinge zähmen, sondern einfach ihr Leben leben, während das Smart Home ihren Biochip „sieht“, die Bewegungen und Berührungen analysiert und lernt, mit seinem Herrn und Meister zu leben. Und konsequenterweise würde es das Leben des Hausbesitzers viel einfacher und schöner machen.

08. Universelle Fahrkarte nach überall

Viele Menschen nutzen lieber ausgedruckte Flug- oder Zugtickets und Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr… Ja, ja und ja – jemand mit einem Biochip braucht keines davon.

Das Prinzip ist hier das Gleiche wie bei der Rabattkarte von oben. Aus Sicht der Maschine ist ein Ticket nur eine Reihe von Symbolen, die die Erlaubnis geben, dass eine Person mitfahren/-fliegen darf. Egal, ob es sich um Transport, HR Gigers Ausstellung oder ein U2-Konzert handelt, ein Ticket kann auch per Biochip bezahlt und am Einlass vorgezeigt werden.

09. Diebstahlschutz für Smartphones, Laptops und andere Geräte

Eine der realistischsten Anwendungsmöglichkeiten für einen Biochip ist, ihn neben bestehenden Sicherheitsmaßnahmen als zusätzlichen Authentifizierungsfaktor zu nutzen.

Im echten Leben würde das so aussehen: Ihr Smartphone ist mit einem Passwort geschützt, mit dem das Handy entsperrt werden kann. Wenn Ihr Gerät gestohlen wird, kann der Dieb aber vielleicht das Passwort herausfinden (oder er kennt es bereits) und auf all Ihre vertraulichen Daten zugreifen.

Doch wenn Sie den Biochip-Schutz aktiviert haben, ließe sich das Smartphone in den Händen einer anderen Person nicht starten. Und selbst wenn diese Person Ihr Passwort kennen würde, könnte sie nicht auf Ihre Daten zugreifen.

10. Die persönliche Roboter-Armee

Kaum zu glauben, aber ein neun Jahre altes Kind fragte mich (und das ganz ernsthaft): „Wann zeigst du mir Deine Roboter-Armee, die du verwenden wirst, um die Erde zu erobern, sie zu regieren und Frieden zu bewahren?“

Zunächst war ich ein bisschen überrascht, aber dann stellte sich heraus, dass das Kind ein großer Isaac-Asimov-Fan war (diese Generation ist also Gott sei Dank nicht komplett verloren!) und wir hatten noch eine faszinierende Diskussion, nach der ich zweimal über die Frage nachdachte.

Theoretisch wäre ein Mensch, der das Potenzial der Symbiose zwischen lebendem Organismus und Maschine erforscht, einer der ersten, um die vielen versteckten Aspekte dieser „Partnerschaft“ zu bewerten und zu lernen, dem Internet der Dinge Befehle zu geben, während er, sagen wir einmal, „erweiterte“ Zugangsprivilegien hat.

Es gäbe da die Tendenz, dies für eigene Ziele zu nutzen. Und auch wenn ich persönlich und wir bei Kaspersky Lab nur gute Absichten haben, bin ich mir da bei Cyberkriminellen nicht so sicher.

Es gibt noch viele andere Fragen: Wie sieht der bionische Mensch der nahen Zukunft aus? Muss er den drei Gesetzen der Robotik sowie allgemeinen gesetzlichen und moralischen Regeln Folge leisten? Zählt er elektrische Schafe, wenn er ins Bett geht?

Lassen Sie mich das überdenken – ich freue mich auf Ihre Kommentare und Fragen.

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