Hedy Lamarr: Filmdiva und Erfinderin

Man kann sagen, dass wir GPS, Bluetooth, WLAN und CDMA der Filmschauspielerin Hedy Lamarr verdanken. Finden wir doch heraus, wie sie zur Entwicklung dieser Technologien beigetragen hat.

Die berühmte, amerikanische Schauspielerin Hedy Lamarr, eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, wäre am 9. November 101 Jahre alt geworden. Ihr Geburtstag wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch als Tag der Erfinder gefeiert. Zufall? Nein, denn Lamarr gilt als Erfinderin der Frequency-Hopping-Methode, die noch heute von vielen Kommunikationsprotokollen verwendet wird, unter anderem GPS, Bluetooth, WLAN und CDMA.

Lamarr und ihr Partner George Antheil hielten ein Patent für „geheime Kommunikationssysteme unter der Nutzung von Trägerwellen verschiedener Frequenzen“. Diese Idee diente als Basis für die Kommunikationsmethode namens Frequency-Hopping Spread Spectrum (FHSS), die den Weg für eine Reihe moderner, drahtloser Technologien ebnete, die wir heute ganz selbstverständlich nutzen.

Sowohl Fans als auch Kritiker von Lamarr streiten regelmäßig darüber, ob die Schauspielerin einen Anteil an der Erfindung hatte oder nicht. Der Teufel steckt auch hier im Detail – aber wir wollen versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Dafür müssen wir tiefer in Lamarrs Biografie einsteigen, die sich sehr spannend liest.

Steh still und stell dich dumm

Wie Lamarr schon gesagt hat: „Jedes Mädchen kann charmant sein. Du musst nur stillstehen und dich dumm stellen“. Lamarr hatte keine wissenschaftliche Ausbildung. Stattdessen macht das junge, jüdische Mädchen einen Schauspielabschluss und hatte mit 16 Jahren ihr Filmdebüt.

Drei Jahre später spielte sie die Hauptrolle in „Ekstase„, einem umstrittenen Film, der aus Lamarr einen Star machte. Der Film enthielt zum ersten Mal in der Geschichte des Kinos Nacktszenen. Die Öffentlichkeit akzeptierte das gerne und lobte den Mut der Schauspielerin. Ebenfalls in diesem Film wurde Lamarr zur ersten Schauspielerin, die einen Orgasmus vor der Kamera vortäuscht – eine Szene, die neu und skandalös war. Damit das Ganze überzeugend aussah, wurde Lamarr beim Drehen der Szene mit einer Sicherheitsnadel gestochen.

Der Film wurde nach Protesten der Kirche aus den Kinos genommen und Lamarr hatte anschließend nicht viel zu tun. Sie heiratete den reichen, österreichischen Rüstungsfabrikanten Friedrich Mandl, der sehr eifersüchtig war, seine Frau praktisch zu Hause einsperrte und sie überall hin mitnahm, so dass sie nie sich selbst überlassen war. Trotz seines jüdischen Elternhauses unterstützte Mandl den Austrofaschismus und verhandelte auch über große Waffenlieferungen nach Deutschland – allerdings wurde aus diesen Plänen nichts.

Hedy Lamarr war bei allen Geschäftsbesprechungen ihres Mannes anwesend. Gerüchten zufolge sollen Hitler und Mussolini regelmäßig im Haus der Mandls zu Gast gewesen sein. Lamarr begleitete ihren Mann in seine Labors, wo sie viel über Antischiffswaffen und Steuerungssysteme lernte. Ihr außergewöhnlich gutes Gedächtnis kam ihr hier zu Hilfe.

Lamarr unterstützte die politischen Ansichten ihres Mannes nicht und war ein Gegner des Faschismus. Nach vier Jahren Ehe mit Mandl flüchtete sie in die USA. Nach einigen misslungenen Versuchen, schaffte sie es, ihr Zimmermädchen zu betäuben und zog deren Uniform an. Um das neue Leben in Amerika finanzieren zu können, flüchtete sie mit einer Handtasche voller Juwelen.

Wie man ein Klavier in ein Torpedo bekommt

Lamarr wurde in Hollywood herzlich empfangen. Mit 25 Jahren untersuchte sie die Möglichkeit, mit Hormonen ihre Brüste zu vergrößern. Dadurch traf sie den Komponisten, Musiker und Erfinder George Antheil, der bereits Artikel dazu veröffentlicht hat, wie man mit Frauen, basierend auf deren Hormonen, interagieren sollte.

Im September 1940 trafen sie sich zum ersten Mal. Nachdem sie sich über die weibliche Anatomie ausgetauscht hatten, wechselte das Gespräch zu Torpedos. Lamarr kannte die Prinzipien, die in funkgesteuerten Torpedos verwendet wurden. Deren größter Schwachpunkt war das fehlerhafte Steuerungssystem: Wenn der Gegner die Bedrohung entdeckt, konnte er das Steuerungssignal stören, indem er auf der gleichen Frequenz ein Störsignal sendete. Lamarr hatte daher die Idee, das Signal auf verschiedenen Frequenzen zu übertragen.

Der Komponist Antheil kümmerte sich um das technische Konzept – auf seine Art. Ein Sender und ein Empfänger nutzten eine Piano-Notenrolle, um das Signal, das in kurzen Abständen gesendet wurde, auf unvorhersehbare Weise in einem Bereich von 88 Frequenzen zu ändern (denn ein Klavier hat 88 schwarze und weiße Tasten).

Nach einem erfolgreichen Test mit 12 automatischen Klavieren, die Antheil in seinem „Mechanical Ballet“ verwendete, meldeten die beiden Erfinder ein Patent an und gaben dieses der US-Armee.

Doch die Armee übernahm die neue Methode nicht, da sie als zu schwer umzusetzen angesehen wurde. Antheil dazu wütend: „Oh, mein Gott. Ich stelle sie mir vor, wie sie sagen: ‚Wir bekommen das Klavier nicht in den Torpedo‘!“ Doch die Erfindung von Lamarr und Antheil wurde in den 1950er Jahren wiederentdeckt und im folgenden Jahrzehnt endlich verwendet.

War das ein Ingenieur?

Um ehrlich zu sein, muss man sagen, dass Lamarr nicht die erste war, die die FHSS-Idee hatte. Das Konzept lag bereits in der Luft und wenn nicht Lamarr und Antheil das Ganze patentiert hätten, hätte jemand anderes die Technologie erfunden.

Böse Zungen sind schnell dabei, Lamarr zu diskreditieren und ihr „Habgier“ und „Diebstahl“ nachzusagen: Kritiker behaupten, sie hätte die Idee von ihrem Ex-Mann und dessen Mitarbeitern gestohlen, da sie nie im Technologiebereich gearbeitet und vorher nie ein Patent angemeldet habe. Diese Behauptung ist allerdings nicht wahr. Denn vor ihrer Arbeit am FHSS, erfand die Schauspielerin eine auflösbare Tablette mit Colageschmack, mit der man zu Hause einen eigenen Softdrink herstellen konnte.

Gleichzeitig ist Hedy Lamarrs Geschichte nicht nur die Geschichte über die „echte Erfinderin von FHSS“, sondern auch eine Geschichte von echtem Patriotismus und der Fähigkeit, ungewöhnlich zu denken. Lamarr hat ihr Patent der US-Armee für den Kampf gegen die Nationalsozialisten gegeben. Als dieses Geschenk abgelehnt worden war, schlug die Armee vor, sie solle ihre Bekanntheit stattdessen nutzen, um Kriegsanleihen zu bewerben. Das tat sie und sammelte über sieben Millionen Dollar für die Alliierten.

Lamarr und Antheil bekamen das Patent acht Monate nach dem Angriff auf Pearl Harbor. Wenn sie ein bisschen früher dran gewesen wären, hätte die Technologie das Leben zahlloser Soldaten retten können.

Warum wurde Lamarrs Erfindung in den 1940er Jahren ignoriert und erst Jahrzehnte später genutzt, nachdem das Patent ausgelaufen war? Tja, das ist mit Erfindungen leider oft so. Es kann gut sein, dass die Technologie als wertlos erachtet wurde, da sie von einer Hollywood-Diva und einem Avantgarde-Komponisten stammte.

Im Jahr 1997 verlieh die Electronic Frontier Foundation der Schauspielerin einen Preis für die Erfindung von FHSS und im Jahr 2014 wurde Lamarr in die Inventors‘ Hall of Fame aufgenommen. Ihre ungewöhnliche Lebensgeschichte und das immer noch anhaltende Medieninteresse machten eine Legende aus ihr.

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