Vier Augen sehen nicht immer mehr als zwei – oder: Warum es keine gute Idee ist, fünf Antivirus-Programme zu installieren

Sie möchten die Sicherheit Ihres PCs erhöhen, indem Sie mehrere Antivirus-Lösungen nutzen? Kurioserweise erreichen Sie damit genau das Gegenteil.

Un antivirus mejor que dos

Anwender, die Ihre Systeme und Daten so richtig vor den aktuellsten Bedrohungen schützen möchten, kommen manchmal auf die Idee, dass die Sicherheit durch die Installation von zwei/drei/fünf Antivirus-Produkten verschiedener Hersteller erhöht werden kann. Denn immerhin „sehen vier Augen mehr als zwei“, wie man so schön sagt. Aber stimmt das auch in Bezug auf die Cybersicherheit?

Ich beantworte das ganz deutlich: Nein! Und das hat nichts mit dem Wettbewerb zwischen den Herstellern zu tun. Mehrere Antivirus-Lösungen auf einem PC kommen einfach aus technischen Gründen nicht miteinander aus, selbst wenn sie vom gleichen Hersteller stammen.

Zunächst einmal bedeuten mehrere gleichzeitig laufende Antivirus-Programme unvermeidliche Konflikte bei der Vergabe von Systemressourcen. Jedes der Programme versucht, die Kontrolle über eine lange Liste von Operationen zu übernehmen: den Aufbau einer Netzwerkverbindung oder das Schreiben von Dateien. Und genau so kommen sie sich auch beim „Kampf“ um Windows-Funktionen gegenseitig in die Quere. Die Konsequenzen können unterschiedlich sein: Vom Verlangsamen des Systems bis zur völligen Unbenutzbarkeit und der Unbrauchbarkeit beider Antivirus-Programme, was recht schlecht ist.

Ich hatte schon viele Anwender, die sich über ihren langsamen Computer beschwert haben. Traditionell wird dabei angenommen, dass unser Produkt die Wurzel allen Übels sei – wobei sich bei einer genauen Betrachtung des Problems herausstellt, dass mehrere Antivirus-Programme von so ziemlich jedem großen Hersteller installiert waren. Um dieses Problem zu lösen, muss sich der Anwender für ausschließlich eine Lösung seiner Wahl entscheiden (wahrscheinlich ist es der Hersteller, dessen Programm der Nutzer gekauft hat) und die anderen loswerden.

Zudem hat man oft den Fall, dass ein Antivirus-Programm die Antivirus-Dateien des anderen als infiziert meldet. Das passiert nicht absichtlich, sondern kommt dadurch, dass jedes Antivirus-Programm eine Menge „verdächtiger“ Aktionen durchführt (aus Sicht des anderen Antivirus-Programms), wie etwa die Kontrolle anderer Programme. Tatsächlich sind die Antivirus-Dateien aber sicher und alle Antivirus-Hersteller versuchen, solche False Positives möglichst gering zu halten. Doch manchmal sind die entsprechenden Weißlisten nicht komplett genug.

Auch Kaspersky-Produkte funktionieren nicht mit Antivirus-Programmen anderer Hersteller

Auch Kaspersky-Produkte funktionieren nicht mit Antivirus-Programmen anderer Hersteller. Für  Kaspersky Plus finden Sie zum Beispiel hier eine Liste nicht-kompatibler Programme. Wie Sie darauf sehen können, sind die Lösungen aller anderen Hersteller und auch andere Kaspersky-Produkte auf der Liste zu finden, zusammen mit Microsoft und einigen No-Name-Antivirus-Scannern sowie Anti-Banner-Plugins.

Die Liste der inkompatiblen Lösungen ist in zwei Teile gegliedert. Die Programme im ersten Teil können vom Installationsprogramm von Kaspersky Lab leicht deinstalliert werden. Um die genannten Probleme zu vermeiden, empfehle ich Ihnen wirklich, dieses Angebot anzunehmen. Die Deinstallation startet dann automatisch.

Der zweite Teil der Liste nennt Produkte, die unser Installationsprogramm nicht selbst löschen kann. Wenn alle inkompatiblen Programme registriert worden sind, die Kaspersky-Installation aber nicht abgeschlossen werden kann, sollten Sie prüfen, ob eines der Programme aus dem zweiten Teil der Liste auf Ihrem Computer installiert ist. Sollte so ein Programm dabei sein, wissen Sie, was Sie tun müssen.

Bevor Sie ein Antivirus-Programm installieren, sollten Sie früher installierte Antivirus-Lösungen mit deren eigenem Deinstallationsprogramm deinstallieren

Allerdings kann es gut vorkommen, dass das Deinstallieren eines Programms über die entsprechenden Funktionen Ihres Systems nicht möglich ist. Für diesen Fall bietet jeder Hersteller ein eigenes Deinstallationsprogramm. Wenn Sie wissen, welches Antivirus-Programm vorher auf dem PC installiert war, sollten Sie das entsprechende Deinstallationsprogramm von der Webseite dieses Herstellers herunterladen und starten. Damit Sie es leichter haben, haben wir die Deinstallationsprogramme aller großen Antivirus-Hersteller auf einer Seite unserer Wissensdatenbank gesammelt.

Ich möchte Ihnen das folgende Beispiel nicht vorenthalten: Ein Anwender dachte, sein PC sei mit einem Schadprogramm infiziert. Vielleicht hat er einen verdächtigen Eintrag im Antivirus-Log gesehen oder das System zeigte irgendein seltsames Verhalten. In solchen Fällen machen Anwender oft den großen Fehler, kostenlose oder Demoversionen verschiedener Sicherheitslösungen zu installieren, um der Bedrohung zu begegnen. Das Ergebnis ist, dass der PC innerhalb einer Stunde langsamer wird, da mehrere Antivirus-Programme gleichzeitig arbeiten, während der eventuell vorhandene Schädling immer noch sein Unwesen treiben kann. Dann kann nur noch eine Systemwiederherstellung helfen und den PC reparieren. Daher die Schlussfolgerung: Machen Sie das nicht!

Vielleicht fragen Sie sich gerade, was Sie dann tun sollen? Als erstes würde ich vorschlagen, den Computer im abgesicherten Modus zu starten und eine vollständige Virenprüfung mit dem bereits installieren Antivirus-Programm durchzuführen. Wenn Sie sich sicher sind, dass sich der Virus tief in Ihrem Betriebssystem versteckt, könnte das funktionieren. Wenn die Prüfung kein Ergebnis bringt, empfehle ich Ihnen, statt zehn Antivirus-Programme zu installieren, mit dem Support-Team der Firma in Kontakt zu treten, die Ihr Antivirus-Programm herstellt. Ich bin mir sehr sicher, dass Ihnen dort geholfen werden kann und die sicherste Lösung des Problems gefunden wird. Es mag paradox klingen, aber in solchen Fällen ist oft gar kein Virus im System.

Zusammenfassend würde ich das anfangs genannte Zitat ändern: „Ein Antivirus-Programm ist gut, aber zwei sind schlecht!“

Tipps

Mehr Sicherheit für Privatanwender

Sicherheitsunternehmen bieten intelligente Technologien – in erster Linie Kameras – an, um dein Zuhause vor Einbruch, Feuer und anderen Zwischenfällen zu schützen. Aber wie wäre es, diese Sicherheitssysteme selbst vor Eindringlingen zu schützen? Das ist eine Lücke, die wir füllen.